Heikel! Die Begegnung mit dem Unbewussten im Traum

Heute brauchst Du ein wenig Mut, denn ich nehme Dich mit hinein in Pias Albtraum.

Ihre Traumgeschichte, genauso geträumt wie hier erzählt, wirkt wie eine Szene aus einem Horrorfilm.
Und doch wendet sich die Sicht darauf durch eine genaue Analyse und die Traumbesprechung grundlegend – hin zu einer erstaunlichen Lösung und Entspannung und zu einem wertvollen Traumgewinn für Pia.

Pia träumt:

Ich bin in meinem Auto, aber ich fahre nicht. Es ist dunkel und ich sitze – allein – auf der Rückbank.

Dann bin ich wohl eingeschlafen.


Als ich aufwache, sitzen zwei unbekannte Männer vorn im Auto und fahren. Es ist immer noch Nacht, ganz dunkel. Ich bin schlaftrunken. Als ich langsam realisiere, was hier vor sich geht, mache ich mich bemerkbar, sage den Männern, dass ich hier hinten bin und sie mit
meinem Auto fahren. Irgendwie bin ich sicher, dass sich alles gleich aufklären wird.
Doch der eine Mann kommt zu mir nach hinten (das Auto ist jetzt ziemlich groß, eher ein Transporter als ein PKW).
Er lässt die Hose herunter und ich ahne natürlich, worauf das hinauslaufen soll.

Die Sitzbank, auf der ich liege, ist anders als im realen Auto, fast gar nicht gepolstert und ganz schwarz. Daran halte ich mich fest.


Als der Mann – dann auf mir – sich bedrohlich an mir zu schaffen macht, merke ich, dass sein Glied ganz schlaff ist, trotzdem ist die Situation alles andere als gut. Schreck, Entsetzen!

Denn ich ahne ja, was mir blühen soll. Ich rede und rede irgendwas zu den Männern, doch die reagieren gar nicht. Mein Gefühl ist Irritation, dass mir das passiert, ich bin hilflos und gestresst, fühle mich aber gleichzeitig auch ein bisschen belustigt und irgendwie sicher oder überlegen wegen der Impotenz des Mannes.

Pias Traum

Schattenthemen drängen sich vor

Nachdem wir den Traum genau analysiert hatten, stellt Pia fest, dass es mit den Träumen wie im realen Leben ist: Man nimmt vorrangig die Horrorgeschichten wahr. Sie drängen sich dermaßen in den Vordergrund, dass für anderes gar kein Platz mehr ist.

Tatsächlich ist die Gefahr groß, dass bei Träumen mit einem solchem Bedrohungspotenzial dieses im Mittelpunkt steht. Entsprechend hatte mir Pia schon im Vorfeld angekündigt, dass sie einen Albtraum mit einer Vergewaltigung mit mir besprechen möchte. Wäre sie nicht schon geübt in der Aufzeichnung von Träumen gewesen, hätte sie vermutlich all die Details, die in eine andere Richtung weisen, gleich vergessen und gar nicht erst aufgeschrieben. Denn die bedrohliche Szenerie buhlte um Pias ganze Aufmerksamkeit.

Ohne Zweifel ist das hier ein Traum mit Schattenthemen, mit unbewussten Inhalten, die in Pia nicht erlöst sind. Viele Details im Traum sind dafür bezeichnend – die erlebte Bedrohung, die Dunkelheit, Pias Schlaf im Traum, die schwarze Fläche der Sitzbank und Pias starke Gefühle. Doch um welche unbewussten Themen geht es tatsächlich im Traum? Ist das ein verdrängter Missbrauch, wie Pia befürchtet? 

Der Albtraum im Traumgespräch

Schauen wir uns den Traum gemeinsam mit seinen Facetten im Detail an, wie das auch in einem Traumgespräch geschieht.

In der Ausgangssituation ist Pia in ihrem Auto, also in ihrem Gefährt der Selbststeuerung, mit dem sie – normalerweise – sonst in ihrem Leben gut unterwegs ist. Doch in dieser Traumszene steuert Pia erstmal gar nichts, sondern sie ist in einen unbewussten Zustand gerutscht, sie hat nicht die Absicht zu fahren, sondern sie schläft ein. Dass dies „hinten auf dem Rücksitz“ geschieht, fordert dazu auf, bei der Analyse des Traumes auch Pias Vergangenheit einzubeziehen.

Als Pia – im Traum – wach wird, kommen die beiden unbekannten Männer ins Spiel, die vorn sitzen und dafür sorgen, dass das Auto gesteuert wird.

Fokus auf die Akteure im Traum

Diese Details fordern geradezu dazu heraus, zu untersuchen, wo Pia sich gerade – unklar (schlaftrunken) – durch das Leben steuert, wobei sie von inneren Handlungskräften getrieben wird. Diese Kräfte sind aktive innere Anteile von Pia selbst, die sie so noch nicht in ihrem Leben kennt (die beiden Männer sind ihr unbekannt). Sie sind destruktiv (sie wollen Pia offensichtlich schaden / missbrauchen) und Pia ist mit ihnen innerlich nicht im Kontakt (sie reagieren nicht auf Pias Kommunikationsversuche).

Die Verbindung zur Realität

An dieser Stelle steht eine Suche an, nämlich herauszufinden, welche tatsächlich vorhandenen inneren Anteile von Pia für diese Männer im Traum symbolisch Pate stehen. Und es wundert sicherlich nicht, dass Pia darauf keine schnelle Antwort findet. Die ganze dunkle, bedrohliche und destruktive Stimmung im Traum zeigt ja, wie sehr Pia hier in einem Schattenthema gefangen ist, über das sie selbst (noch) nichts weiß und was nicht gerade dazu animiert, über sich selbst nachzudenken.

Eine Verbindung zwischen Traum und Pias Herausforderungen im realen Leben zu finden, dafür bietet die Traumarbeit verschiedene Möglichkeiten. Hier bietet sich an,

  • nach einer gefühlten Verbindung zwischen dem Trauminhalt und Pias Vergangenheit Ausschau zu halten,
  • Pias aktuelle Lebenssituation zu untersuchen: Was fordert sie beim Vorankommen gerade heraus?
  • mit diversen Traumdetails zu arbeiten, damit Pia sich mental und gefühlt damit verbinden kann. Aussichtsreich könnte beispielsweise die Frage sein, wobei sie sich nach eigenem Empfinden selbstdestruktiv verhält, wo sie einen Hang hat, sich selbst zu missbrauchen.
    Hat sie das Gefühl, auf diese Art voranzukommen – entsprechend der Rollen der beiden Männer im Traum?

In Resonanz mit den Traumelementen kommen

An dieser Stelle kann es besonders wichtig für den begleitenden Traumkundigen sein, die Symbole, Bilder und Gestalten des Traumes und ihre Handlung oder Funktion so auszumalen, dass der Träumer in Resonanz damit gehen kann.

Gerade mit dieser Strategie kamen wir bei Pia weiter, denn auf das Thema Selbstaggression sprang sie sofort an. So konnte sie auf einmal eine Verbindung zu einem Erlebnis mit ihrem Partner erkennen, mit dem sie am Vortag wegen ihrer Umzugswünsche so hart aneinandergeraten war, dass eine regelrechte Beziehungskrise ausgelöst wurde. Sie erkannte sich auf einmal wieder in den Männern, die vorankommen wollen, die etwas durchsetzen wollen, die nicht freundlich mit den Nächsten umgehen können, ihre tatsächlichen Bedürfnisse nicht verständlich machen und deren Verhalten einfach kein Potenzial, keine „Potenz“, hat.

„Das bin ja ich“

Ein wenig erschrocken war sie, weil ihr klar wurde, dass das eigentlich ein uraltes Thema von ihr ist, was ihr aber noch nie so deutlich ins Bewusstsein gekommen war. Der Traum hat ihr sozusagen einen Spiegel vorgehalten, wie ungeschickt sie manchmal agiert, wenn sie auf Teufel komm raus ihre Bedürfnisse durchsetzen will ohne sie wirklich zu kommunizieren, Hauptsache es geht in ihrem Sinne voran.

Missbrauch?

Steht nun vielleicht – bei Dir – immer noch der Gedanke an einen verdrängten und ins Unbewusste gefallenen Missbrauch im Raum?

Sowohl der Traumverlauf als auch Pias Befinden während und nach der Traumbearbeitung gaben dafür keinen Hinweis. Die im Traum von Pia erlebte Belustigung und Erleichterung zeigten an, dass sie – eigentlich schon im Traum – ein Bewusstsein dafür hatte, dass die Bedrohung durch den Mann keine wirkliche Gefahr für sie war. Hingegen konnte sie sich selbst in der Traumbesprechung sehr mit der Beschreibung des Mannes identifizieren, der aggressiv und übergriffig wirkt, dessen Aktion aber weder ein konstruktives noch ein potenziell wirksames Ziel erkennen ließ. – Genauso wie sie nun ihr eigenes Verhalten in der Auseinandersetzung mit ihrem Partner am Vortag einschätzte …

Wieder einmal zeigt sich, dass jedes Detail im Traum wichtig sein kann, dass selbst Albträume konstruktiv sind und den Träumer deutlich und hilfreich an die Hand nehmen und ihn auf einen guten Weg schicken können.

Wenn auch Du die Traumarbeit nach Ortrud Grön kennenlernen möchtest, melde Dich zur Online-Traumstunde an, bei der Träume einzigartig in der Tiefe betrachtet werden.

Suche nach Themen im Blog:

ABC der Träume Die Autorin Gastartikel Ortrud Grön Specials Traumarbeit Traumgeschichten Traumklarheit hilft Träume nutzen Träume verstehen Träume wertschätzen und erinnern

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hallo, ich bin Petra,
die Traumwerkerin

Trauminteressierten wie dir helfe ich sehr gern, die Träume zu verstehen und dir deren konstruktive Botschaften klar zu machen. Damit kannst du sie für eine bewusste und wahrhaftige Lebensgestaltung ganz aus deinem Inneren heraus nutzen. Damit du deinen Weg findest und das, worum es in deinem Leben wirklich geht.

Der Leitfaden
für dein einzigartiges Traumtagebuch

Das Traumtagebuch ist dein Werk, mit dem du die Basis für einen leichten Einstieg in die Traumarbeit und für dein Traumverständnis legst.
Der Leitfaden auf deinem Nachttisch erinnert dich täglich an die fünf Schritte, mit denen dein Traumtagebuch mit jedem Traum fast automatisch wächst.

Deine Anmeldung zum Newsletter „TRAUMmail“

Willst du mehr zu den Träumen lesen?

Der Traum – dein allerbester Freund

Der Traum – dein allerbester Freund

Kürzlich unterhielt ich mich mit Luna, einer jungen spirituellen Frau mit großen Plänen und Visionen. Sie wollte wissen, wie sie die Erinnerung an ihre Träume verbessern könne, so dass sie mehr bewussten Zugang zu ihren seelischen Prozessen erhält. Aus meiner Sicht...

Ortrud Grön – ein Leben für die Träume

Ortrud Grön – ein Leben für die Träume

Ein Artikel von Petra Cyganiak und Jürgen Wolf Ortrud Grön * 28. Januar 1925    + 18. Juni 2020 Im Juni 2020 hat sich Ortrud Grön, Traumforscherin, Traumtherapeutin und Mitbegründerin der Bayerischen Akademie für Gesundheit...