Claudia hatte einen „Traumsplitter“. So nenne ich kurze Träume, die oft nur aus ein, zwei, drei Sätzen bestehen. Sie zeigen ein Blitzlicht, eine Impression, aber kaum eine Handlung und benennen auf den ersten Blick nicht einmal ein Problem. Trotzdem können auch solche Kurzträume voller hilfreicher Botschaften stecken. Manchmal ist das eine klare Handlungsanweisung, eine Ermutigung oder ein Hinweis in einer unklaren Lebenssituation, der zu einer Entscheidung im Wachleben verhelfen kann.
Claudia träumte, dass sie mit einem Hund an einer Tankstelle war. Der Hund tankte dort ganz selbstverständlich Luft. Dafür hatte er, ganz perfekt, eine Öffnung am Bauch. Claudia stand währenddessen neben ihm, während der Hund sich pudelwohl zu fühlen schien. Er schmiegte sich ganz zutraulich an Claudia an.
Claudias reale Situation
Auch bei einem solchen kurzen Traum heißt es, zu ergründen, was gerade los ist bei Claudia, damit die Traumaussage konkret fassbar wird.
Ich fragte sie, ob sie sich gerade gedanklich mit etwas für sie Wichtigem beschäftige. „Oh ja!“, war ihre Antwort, „ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen deshalb. Ich wollte herausfinden, ob ich bei einer ‚großen Sache‘ mitmachen sollte. Die ist mir einfach so über den Weg gelaufen, als sollte es so sein. Es fühlte sich so attraktiv an, dass ich es kaum lassen konnte, daran teilzunehmen. So eine große Chance!
Aber irgendetwas stimmt nicht, ich weiß nicht, was. Ich fühle mich so positiv herausgefordert einerseits. Trotzdem wäre es nicht richtig für mich. Ich werde wohl ablehnen, bin aber unsicher und traurig deshalb.“
Mit dem Traumhund zur Leichtigkeit
Das Traumbild bestätigte, dass Claudia sich bereits für das Richtige entschieden hatte, denn sie hatte einen Hund im Traum bei sich, der sich wohl fühlte.
Hunde sind ein so wunderbares Symbol für unsere Fähigkeit, wachsam zu uns zu stehen. Die Vierbeiner, im wahren Leben die treuen Freunde des Menschen, werden im Traum zum Symbol für die Treue zu sich selbst.
Der Hund in Claudias Traum benötigte noch etwas, damit es ihm gut ging: Luft, also ein Element der Leichtigkeit. Da der Traumhund bereits extra eine Öffnung dafür im Bauch installiert hatte, kann man vermuten, dass Claudias „Leichtigkeitstank“ häufig leer ist und gefüllt werden muss. Deshalb fragte ich sie, ob sie dazu neige, sich immer zu viel vorzunehmen, wodurch sich ihr Leben eher schwer anfühle. Ja, meinte sie, das wäre immer so gewesen. Davon komme sie aber langsam mehr und mehr weg. – Genau, sie hatte es diesmal schon gespürt, dass das attraktive Großprojekt sie wieder zu der alten Überforderung geführt hätte, doch diesmal war ihr innerer wachsamer Hund offenbar wachsam und rechtzeitig zur Stelle. Aber ihr neuer Umgang damit war noch ungewohnt für Paule. So machte der Verzicht sie unsicher. Würde sie deshalb im alten Fahrwasser verharren?
Glücklicherweise hat der Hund Luft getankt – eine gute Portion Leichtigkeit für Claudias Bauchgefühl, das langsam von ihrer alten Konditionierung Abstand nehmen will und wird. Durch den Traum wird Claudia genau das noch mal vor Augen geführt. Sie bekommt langsam ein Gefühl dafür, dass Leichtigkeit im Leben von großem Wert sein kann. Besonders wenn man dazu neigt, aus alter Gewohnheit heraus grundsätzlich das Gegenteil anzuziehen.
Solch ein kurzer Traum! Doch er erzählt viel über Claudias Leben – über ihre Wertvorstellungen und ihre zunehmende Bewusstheit.
Auch kurze Träume können viel über uns preisgeben, sie bescheren uns wichtige Erkenntnisse und sorgen für mehr Bewusstheit im Alltag. Hast du auch oft Kurzträume? Ich finde, diese sind wertvoll wie Diamantsplitter.
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