Durch den weißen Geburtskanal

Hattest Du verfolgt, als es kürzlich um das tiefe oder höhere Wissen im Traum ging, um die oft dunklen Zeichen für das Unbewusste, andererseits um Bewusstheit, die durch Licht und Helligkeit im Traum repräsentiert wird?
Hier kannst Du diese Nachricht nochmals nachlesen.

Inzwischen habe ich eine spannende Rückmeldung zu diesem Newsletter erhalten: dass mit Hell und Dunkel oder mit „tiefem“ oder „höherem“ Wissen im Traum auch eine Wertigkeit verbunden sein könne bzw. empfunden werden könne.

Das ist sicher der Fall. Besonders dann, wenn wir diese Werte selbst mit uns herumtragen, wenn wir entsprechend geprägt und konditioniert sind.

Doch der Traum an sich wertet gar nicht! Er liefert neutrale Sinnbilder für einen speziellen Status, in dem wir uns in einem Lebensbereich oder während einer Lebensphase befinden. Was immer diese Bilder in uns auslösen, ist dann genau der Punkt und unsere Sache, der wir nachspüren sollten.

Ein Traum von Patrizia zeigt so wunderbar, wie Hell und Dunkel dicht beieinander liegen können und wie beides gleichberechtigt auf dem Lebens- und Entwicklungsweg durchaus sinnvoll sein kann.

Patrizias Traum

„Ich bin unterwegs, allein, draußen, in einem Park oder so, das ist vielleicht ein Stadtfest dort. Ich schlendere so herum und mische mich dann unter eine Menschenmenge. Da gibt es irgendetwas Besonderes zu sehen und ich bin neugierig. Als ich da so stehe, merke ich auf einmal, wie mir alle Sinne schwinden. Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten.

Eine Frau, die ich nicht kenne, kümmert sich um mich. Sie hält und stützt mich. Aber ich will das nicht, ich versuche, ganz benommen, von ihr wegzukommen. Doch je mehr ich wegwill, desto fester hält sich mich. Während wir so miteinander rangeln, bewegen wir uns vorwärts, aber nicht gut, denn sie behindert mich ja und ich bin nicht ganz bei mir.

Jetzt werden mir – aus dem Dunkeln aufblitzend – Bilder gezeigt, mehrfach, das ist sehr auffällig. Immer das gleiche Bild. Ein Vorfahre ist da zu sehen. Den habe ich – real – als Kind als alten Mann wahrgenommen, grau, eher hinfällig und gezeichnet von seinen schlimmen Erfahrungen im Leben. Ich habe damals keine (innere) Verbindung zu ihm gehabt. Auf dem Bild im Traum ist er jedoch jung, gesund und kräftig und trägt einen farbigen Pullover, der eine Leuchtkraft hat, die ihresgleichen sucht. Mit diesen Bildern im Gepäck gelingt es mir dann irgendwie, mich von der bedrängenden Frau loszureißen und aus eigener Kraft weiterzulaufen.

Ich will weg hier und auf ein benachbartes Grundstück. Das ist auch ein Park, aber irgendwie anders, mit Gebäuden wie in solchen alten Heilstätten mit Balkons mit viel Licht und Luft für die Kranken.

Ich muss dazu durch einen langen Gang, der nach unten führt, aber komischerweise ist er trotzdem ganz hell, er hat weiße Wände und am Ende ganz hinten kann man sogar das Licht am Ausgang sehen. Ich habe jetzt zwei Kinder dabei. Einen kleinen Jungen, der versucht, voranzulaufen. Und ein kleines Mädchen, die in dem Gang nur schlecht vorankommt. Ich finde es ok, dass sie in dem abschüssigen Gang nicht so gut laufen kann. Ich nehme mich der Kinder an, ich habe sie total lieb.“

Patrizias Traum

Schauen wir uns jetzt einige der Bilder genauer an. Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass ich Patrizias Traum insgesamt hier nicht analysieren werde, sondern den Fokus auf einige spezielle Traumbilder bzw. -szenen lenken möchte, die passend zum Thema „hell und dunkel“, „Bewusstes und Unbewusstes“ sind, und dies alles ohne Wertung.

Die Sinne schwinden – Abdriften ins Unbewusste

Gleich zu Beginn des Traumes gleitet Patrizia in einen unbewussten Zustand.

Ist das schlecht? Mitnichten!

Der Traum oder Patrizias Feinfühligkeit finden sogar die entsprechenden „neutralen“ Worte dafür. „Ohnmacht“ hätte ihren Zustand wohl auch beschrieben, wäre aber eher negativ konnotiert gewesen – im Sinne von „ohne Macht“. In ihrer Traumaufzeichnung heißt es jedoch, „mir schwinden die Sinne“, ein Zeichen dafür, dass Patrizia im Traum einen Zustand erlebt, in dem ihr die sonst üblichen Sinne der Wahrnehmung nicht zur Verfügung stehen.

Leuchtkraft aus der Dunkelheit

Stattdessen werden ihr aus der Dunkelheit, aus dem Unbewussten heraus, Bilder gezeigt, wohl Bilder aus einer dunklen Zeit im Leben der Ahnen, aus einer Vergangenheit, die älter ist als Patrizia selbst. Diese Bilder sind trotzdem von so unglaublicher Leuchtkraft, dass sie nicht umhinkommt, sie zu beachten.

So erhält sie durch diese Traumszene zwei wichtige Hinweise: zuerst, dass sie einem ihr noch unbewussten, dunklen Thema auf der Spur ist, das mit ihren Ahnen zu tun hat, und andererseits, dass dieses Thema wichtig für ihr Fortkommen ist – die Leuchtkraft der Bilder zeigt das an und lenkt ihren Blick, genau dorthinzuschauen.

Hin zur eigenen Kraft

Außerdem holen diese Bilder aus der Dunkelheit im Traum Patrizia zurück in ihre eigene Kraft, mit der sie sich freimachen kann von der Unterstützung unliebsamer Hilfe. Jetzt ist sie nicht mehr gelangweilt neugierig wie zu Beginn des Traumes beim Stadtfest, sondern sie weiß, wo sie hin will und sie bewegt sich in Richtung Bewusstheit voran.

Die Bewusstheit wird durch den Gang symbolisiert, durch den sie nun läuft, denn der ist ganz und gar weiß.

Zwar hatte Patrizia die Ahnenbotschaften aus ihrem Unbewussten erhalten, doch wie sie damit nun umgehen sollte, ist ihr bereits vertraut, also bewusst. Dies kennt sie aus realen Gelegenheiten mit Ahnenarbeit und systemischen Aufstellungen, mit denen sie schon viele Herausforderungen mit und aus ihrer Herkunftsfamilie aufgelöst hat. Auch das „Licht am Ende des Tunnels“ ist für Patrizia ein starkes Symbol, das sie bewusst einordnen kann. Den weißen Gang nach unten mit dem Licht am Ende empfindet sie wie einen Geburtskanal, der in eine tiefe Erfahrung hinein und gleichzeitig hin zu einer Lösung führt.

Patrizias reale bewusste Erfahrungen geben ihr die Gewissheit, dass es dort entlang zum Ort der Heilung, der Heilstätte geht. Dabei hilft sie durch den Traum ihren inneren Kindern, diesen Weg zu nehmen, liebevoll unterstützend und durch den „Geburtskanal“ hindurch.

Eine Ohnmacht, die keine ist. Dunkle Bilder aus der Vergangenheit, die eine Erleuchtung und eine Kraft für den eigenen Weg geben. Ein Gang in die Tiefe voller Helligkeit. Der bewusste Weg zur Heilung, der nicht schmerzvoll ist, sondern die jungen inneren Kräfte liebevoll mitnimmt.


Also Bilder voller Widersprüche, Widersprüche, solange wir unsere üblichen Maßstäbe aus dem bewussten Leben anlegen. In Patrizias nächtlicher Geschichte, gelten diese Regeln nicht, im Traum sind die Gesetze, die Werte, die Normen, denen wir im Alltag folgen oder folgen müssen, außer Kraft gesetzt.


Und doch zeigt die Seele uns mit ihren Botschaften punktgenau, wo es lang gehen kann auf dem Weg zur Heilung.



Welch ein Wunder!

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